Über TON und die Menschen …

„Feldspat, Quarz und Glimmer –
ich vergess´ es nimmer…“

Diesen Reim lernten wir in der Berufsschule – über 30 Jahre ist das nun her, und: Ich habe ihn wirklich nie mehr vergessen …
Wofür er steht?
Für die Hauptbestandteile von TON.
Und: Kaolin
ist auch drin.

Spaß beiseite.

Einen Ton gibt es nicht. Das wäre zu einfach. Das wäre genauso, als würden Sie mich fragen: Was ist MENSCH?

GOTT hat die Welt erschaffen, komplett, von A bis Z. Unvorstellbar aber wahr. Und er hat sie so geschaffen, dass kein Element seiner Schöpfung mit einem anderen vollkommen identisch ist, überhaupt gar keins. Noch nicht einmal ein Grashalm gleicht dem anderen. Das muss man sich mal vorstellen.

Und so ist es auch mit TON. Kein TON gleicht dem anderen.

TON – das ist ein Sammelbegriff für unzählig viele Tonsorten, deren Zusammensetzung von der jeweiligen Tonlagerstätte abhängt, in der sie vorkommen. Und keine Lagerstätte gleicht der anderen.

Wenn Sie wissen wollen,
was TON ist,
dann lassen Sie sich gesagt sein:

Dadurch, dass Wind, Wasser und jahreszeitliche Temperaturdifferenzen über einen langen Zeitraum auf Gesteine einwirkten und diese verwitterten.
Auf diese Art können ganze Gebirge abgetragen und durch fließendes Wasser an andere Orte transportiert und abgelagert werden.
TON ist also ein Zerfallsprodukt ursprünglicher Steine (z.B. Granit). Und jetzt kann man sich auch vorstellen, was ich zuvor sagte: Dass jede Tonlagerstätte anders ist.
TON besteht hauptsächlich aus sehr sehr feinkörnigen Tonmineralen, überwiegend KAOLIN. Weitere Hauptbestandteile sind – je nach Entstehung – Begleitmineralien wie … wer weiß es? … Richtig: Feldspat, Quarz und Glimmer, sowie kohlenstoffreiche Elemente. Darüber hinaus kann TON Beimengungen und Verunreinigungen beinhalten, besonders Metalloxide wie Eisen oder Mangan, die unterschiedliche Färbungen verursachen.

Ein rostbrauner Ton beispielsweise deutet auf einen hohen Eisenanteil hin, Chlor bewirkt eine Grünfärbung, Mangan färbt den Ton braun bis schwarz.

Reiner Ton kommt ohnedies sehr selten in der Tonablagerung vor. Porzellanerde (Kaolin) ist der reinste vorkommende TON. Sie ist eisenfrei und reinweiß und findet ihre Anwendung in der Herstellung von Porzellan.

Fragen Sie sich jetzt, was denn dann KERAMIK ist?

Frage Sie ruhig. Ich werde das auch oft gefragt: Sind Sie nun Tonmeisterin oder Keramikmeisterin? Tonen Sie oder keramiken Sie oder: wie sagt man dazu?

Die Antwort ist einfach:

Gebrannter Ton wird als Keramik bezeichnet.

Jetzt wissen Sie es.

Wenn ich Kinder im Keramikhandwerk unterrichte, die mir die allerliebsten Kursteilnehmer sind, erkläre ich das so:

Kein Mensch gleicht dem anderen. Selbst eineiige Zwillinge unterscheiden sich. Jeder ist ein Individuum. Hat das GOTT nicht großartig eingefädelt?

Es gibt ganz ganz empfindliche Menschen. Die muss man behandeln wie ein rohes Ei, sonst zerbrechen sie. Dann ist nichts mehr zu machen oder nur noch mit ganz viel Mühe, Geduld und Zeit. Auf der anderen Seite gibt es Menschen – die Robusten – die scheint aber auch gar nichts umzuhauen. Letztere brauchen einen festen und entschiedenen Griff, und denen kann und muss man auch was zumuten, sonst merken die nix.

Es gibt Schwarze, Weiße, Milchcafémenschen, …. Dicke, Dünne, Magere, Einfache, Komplizierte, Feine, Grobe, … und viele viele Nuancen dazwischen.

Und: Die Menschen vergessen nichts. Sie verdrängen höchstens, bzw. in den meisten Fällen. Das Verdrängte ist dann entweder „irgendwo“ sicher abgekapselt abgelagert, zumindest für eine Zeit, oder es haut an anderer ehr unpassender Stelle voll raus. Sie verstehen, was ich meine. Oder?

GENAUSO ist es mit dem TON. Man spricht von seinem Erinnerungsvermögen. Ein einmaliger zu fester ungeschickter Griff mag auf den ersten Blick keine Spuren hinterlassen. Nach dem Brand entpuppt er sich gnadenlos als unschöne Beule oder Riss. Der TON vergisst es einfach nicht, wie man ihn behandelt hat. Je empfindlicher der Ton, umso deutlicher und irreversibler die Spuren seiner Behandlung zu einem späteren Zeitpunkt. So ist das.

Ja, und es gibt schwarze Tone, weiße und rote Tone, magere und fette, feine und grobe Tone, und Vieles dazwischen.

Jetzt verstehen Sie vielleicht auch, wieso man 7 Jahre lernen muss, um Meister zu werden. Nein, ich habe noch keinen Meister vom Himmel fallen sehen. Egal in welchem Handwerk. Da braucht es viel Erfahrung – auf das Keramikhandwerk bezogen – mit TON.

Es verhält sich dabei genauso wie mit der Menschenkenntnis. Da nutzen einem keine noch so einleuchtende Lehrbücher. Über Menschen lernt und erfährt man schlichtweg am besten und gründlichsten durch Erfahrung. Je länger der Erfahrungsweg, umso schlauer ist man … Wobei die schmerzlichen Erfahrungen, wenn etwas irreversibel zerbrochen ist zum Beispiel, einen besonders schlau machen.